Whitepaper zum NIS2 Gesetz

ISO 27001 vs. DSGVO: Wesentliche Unterschiede und wie man beide Anforderungen erfüllt

Das wichtigste auf einen Blick
- ISO 27001 ist der internationale Standard für Informationssicherheitsmanagement; DSGVO ist eine gesetzliche Datenschutzverordnung.
- Die ISO fokussiert sich auf Informationssicherheit, Verfügbarkeit und Integrität. Die DSGVO auf personenbezogene Daten, Transparenz und Betroffenenrechte.
- Beide greifen ineinander, weil Schutzmaßnahmen aus ISO 27001 zentrale DSGVO-Pflichten (Art. 32 TOMs) unterstützen.
- Unternehmen nutzen die ISO, um Risiken systematisch zu managen und technische sowie organisatorische Maßnahmen (TOMs) abzusichern.
- Die DSGVO bildet den rechtlichen Rahmen, ISO 27001 liefert die Struktur für die Umsetzung.
- Gemeinsam erhöhen sie die Compliance, Sicherheit und das Vertrauen bei Kundinnen und Kunden.
Einleitung
Wenn du in der IT-Sicherheit oder im Compliance-Management arbeitest, kennst du das Problem: Die DSGVO (GDPR) ist Pflicht, die ISO 27001 die "Kür". Doch in der Praxis verschwimmen die Grenzen. Ist die ISO-Zertifizierung wirklich notwendig, wenn wir "nur" datenschutzkonform sein wollen?
Die kurze Antwort aus vielen Jahren Praxis: Die DSGVO sagt dir, dass du sicher sein musst. Die ISO 27001 zeigt dir, wie das geht.
Wer versucht, die DSGVO ohne ein strukturiertes Managementsystem (wie es die ISO liefert) umzusetzen, baut oft ein Kartenhaus aus Excel-Listen. Das hält bis zum ersten Sicherheitsvorfall. In diesem Artikel räumen wir mit theoretischen Definitionen auf und schauen uns an, wie du diese beiden Giganten nutzt, um dein Unternehmen nicht nur "compliant", sondern tatsächlich sicher zu machen.
Inhaltsverzeichnis:
DSGVO vs. ISO 27001: Das "Was" trifft auf das "Wie"
Vergiss für einen Moment die trockenen Lehrbuch-Definitionen. Um den Unterschied wirklich zu verstehen, hilft ein einfacher Vergleich:
Stell dir vor, du baust ein Haus.
- Die DSGVO ist die Bauordnung. Sie schreibt vor, dass das Haus nicht einstürzen darf, dass die Türen sicher sein müssen und die Privatsphäre der Bewohner geschützt ist. Verstößt du dagegen, gibt es Bußgelder. Aber die Bauordnung sagt dir nicht, welchen Zement du mischen musst.
- Die ISO 27001 ist der Architektenplan. Sie liefert dir die Statik, die Materiallisten und die Prozesse für den Bau. Wenn du dich an den Plan hältst, erfüllst du automatisch den Großteil der Bauordnung.
Das Kernproblem der DSGVO
Die Datenschutz-Grundverordnung fordert in Artikel 32, dass Unternehmen "geeignete technische und organisatorische Maßnahmen" (TOMs) treffen müssen. Das ist juristisch schön formuliert, aber technisch vage. Was ist "geeignet"? Was ist "Stand der Technik"?
Hier springt die ISO 27001 ein. Sie ist der international anerkannte Goldstandard, der diese vagen Anforderungen mit Leben füllt. Wer ein ISMS (Informationssicherheitsmanagementsystem) nach ISO 27001 betreibt, kann gegenüber Behörden und Kunden jederzeit beweisen: "Wir haben nicht nur gehofft, dass nichts passiert. Wir haben ein System."
Der entscheidende Unterschied im Fokus
- DSGVO schützt die Menschen (deren Daten und Rechte).
- ISO 27001 schützt das Unternehmen (dessen Informationen, Assets und Fortbestand).
Beide Ziele sind heute untrennbar. Denn du kannst die Daten deiner Kunden (DSGVO-Ziel) nicht schützen, wenn deine Serverinfrastruktur (ISO-Ziel) unsicher ist.
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Die wichtigsten Unterschiede im Überblick
| Kriterium | ISO 27001 (Der Standard) | DSGVO / GDPR (Das Gesetz) |
| Der Treiber | Freiwilligkeit (Marktdruck, Kundenwunsch) | Gesetzlicher Zwang (EU-Recht) |
| Schutzbereich | Alle Unternehmenswerte (Daten, Patente, Hardware, Menschen) | Nur personenbezogene Daten (Kunden, Mitarbeiter) |
| Risikoansatz | Risikomanagement für das Unternehmen | Risikofolgeabschätzung für den Betroffenen |
| Beweislast | Zertifizierung durch externen Auditor | Rechenschaftspflicht (Accountability) gegenüber Behörden |
| Meldepflicht | Internes Incident Management (außer bei NIS2-Betroffenen) | Strenge Meldung binnen 72h an Behörde (Art. 33) |
Gemeinsame Ziele und der größte Hebel: Art. 32 DSGVO
Es ist ein Trugschluss zu glauben, man müsse zwei völlig getrennte Systeme pflegen. In Wahrheit ist die ISO 27001 der Motor, der das "Fahrzeug" DSGVO antreibt.
Die größte Gemeinsamkeit – und gleichzeitig dein größter Hebel – ist Artikel 32 der DSGVO (Sicherheit der Verarbeitung).
Das Gesetz verlangt hier Maßnahmen wie:
- Verschlüsselung
- Sicherstellung der Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit
- Verfahren zur regelmäßigen Überprüfung
Der Clou: Die DSGVO sagt dir nicht, wie Verschlüsselung korrekt organisiert wird oder wie eine "regelmäßige Überprüfung" aussieht.
Hier greift der Annex A der ISO 27001:
- Du brauchst Verschlüsselung? ISO Control A.10 (Kryptographie) liefert die Vorgaben.
- Du brauchst Verfügbarkeit? ISO Control A.17 (Business Continuity) liefert den Plan.
- Du musst Lieferanten prüfen (Auftragsverarbeitung)? ISO Control A.15 (Lieferantenbeziehungen) gibt dir die Checkliste.
Warum das für dich Gold wert ist:
Statt für die DSGVO das Rad neu zu erfinden, nutzt du das ISMS (Information Security Management System) der ISO 27001 als Container. Du packst die Datenschutzanforderungen einfach in deine bestehenden ISO-Prozesse.
- Beispiel Onboarding: Statt einem Prozess für "IT-Sicherheit" und einem separaten Zettel für "Datenschutzbelehrung", integrierst du die DSGVO-Vorgaben in den ISO-Prozess A.7 (Personalsicherheit).
- Beispiel Löschung: Das DSGVO "Recht auf Vergessenwerden" wird operativ durch die ISO-Vorgaben zur Medienentsorgung (A.8.3.2) und Datenlöschung umgesetzt.
Achtung: Wo die ISO 27001 blind ist (Die Lücken)
Auch wenn ISO 27001 ca. 70–80 % der technischen DSGVO-Anforderungen abdeckt, gibt es einen Bereich, den die ISO blind lässt:
Die juristischen Betroffenenrechte und die Rechtmäßigkeit der Verarbeitung. Die ISO 27001 kümmert sich nicht darum, ob du:
- Eine Einwilligung (Consent) für Cookies hast.
- Deine Datenschutzerklärung aktuell ist.
- Auskunftsanfragen (Data Subject Access Requests) fristgerecht beantwortest.
Das bedeutet für deine Strategie: Nutze ISO 27001 für die Technik und Organisation (den harten Kern). Ergänze dies durch einen spezifischen Datenschutz-Layer (Rechtsgrundlagen, Betroffenenrechte), der oben auf deinem ISMS aufsetzt.
Der Masterplan: Beides integrieren, ohne den Verstand zu verlieren
Viele Unternehmen machen den Fehler, zwei parallele Welten aufzubauen: Ein Team macht Datenschutz (DSGVO), ein anderes macht IT-Security (ISO 27001). Das Ergebnis? Doppelte Arbeit, doppelte Kosten und widersprüchliche Richtlinien.
Wenn du effizient sein willst, musst du diese Silos aufbrechen. Hier ist dein Fahrplan für ein integriertes Managementsystem:
1. Das "Asset Register" als gemeinsame Wahrheit nutzen
Sowohl die ISO (Asset Inventory) als auch die DSGVO (Verarbeitungsverzeichnis/VVT) wollen wissen: Welche Daten hast du, wo liegen sie und wer greift darauf zu?
Der Pro-Tipp: Führe ein zentrales Inventar.
- Erfasse ein Asset (z.B. "CRM-System").
- Bewerte es nach ISO-Kriterien (Vertraulichkeit, Integrität, Verfügbarkeit).
- Markiere im selben Datensatz, ob personenbezogene Daten verarbeitet werden (DSGVO-Relevanz).
Ergebnis: Du pflegst nur eine Liste, erfüllst aber beide Dokumentationspflichten.
2. Die Risikobewertung "tunen"
ISO 27001 fordert ein Risikomanagement. Die DSGVO fordert eine Datenschutz- Folgenabschätzung (DSFA) bei hohen Risiken.
Der Pro-Tipp: Nutze die ISO-Risikomatrix als Basis. Erweitere sie einfach um die Dimension "Schaden für den Betroffenen".
Wenn ein Server ausfällt, kostet das dein Unternehmen Geld (ISO-Risiko). Gleichzeitig könnten Kundendaten verloren gehen (DSGVO-Risiko). Wenn du beide Risiken in einem Aufwasch bewertest, sparst du dir wochenlange Meetings. Die DSFA wird so zu einem speziellen Anwendungsfall deiner generischen ISO-Risikobewertung.
3. Prozesse statt Papier
Ein Richtlinien-Dokument in der Schublade schützt keine Daten.
- Incident Management: Wenn ein Laptop geklaut wird, ist das ein Sicherheitsvorfall (ISO A.16). Bau den Prozess so, dass automatisch geprüft wird: "Waren da personenbezogene Daten drauf?" Wenn ja: Trigger für die 72-Stunden-Meldung an die Behörde (DSGVO).
- Lieferantenmanagement: Wenn du einen neuen SaaS-Anbieter prüfst, sende ihm einen Fragebogen, der technische Sicherheit (ISO) und Auftragsverarbeitung (DSGVO) gleichzeitig abfragt.
Ein Blick in die Zukunft: Warum manuell keine Option mehr ist (NIS2)
Vielleicht denkst du jetzt: "Okay, das kriege ich mit Excel und Word hin."
Vor 5 Jahren war das vielleicht noch möglich. Heute ist es fahrlässig. Die Bedrohungslage hat sich verschärft, und mit neuen Regularien wie der NIS2-Richtlinie kommen noch strengere Anforderungen an die Geschäftsführung zu (inklusive persönlicher Haftung!).
Ein statisches Excel-Sheet kann nicht:
- Dich automatisch erinnern, wenn eine Risikoanalyse veraltet ist.
- Mitarbeiter werden automatisch zur Schulung eingeladen.
- Die Verknüpfung zwischen einem Asset, einem Risiko und einer Maßnahme live abbilden.
Wichtig: NIS2 verlangt von kritischen und wichtigen Entitäten die Implementierung zahlreicher ISO-ähnlicher Sicherheitskontrollen. Wer bereits ein funktionierendes ISMS nach ISO 27001 hat, ist der NIS2-Compliance einen massiven Schritt voraus.
Wer ISO 27001 und DSGVO heute noch manuell pflegt, ist nicht "Compliance Officer", sondern "Dokumentenverwalter". Deine Zeit ist zu wertvoll dafür.
Der schnellste Weg zur doppelten Compliance
Vielleicht denkst du jetzt: "Okay, das kriege ich mit Excel und Word hin."
Vor 5 Jahren war das vielleicht noch möglich. Heute ist es fahrlässig. Die Bedrohungslage hat sich verschärft, und mit neuen Regularien wie der NIS2-Richtlinie kommen noch strengere Anforderungen an die Geschäftsführung zu (inklusive persönlicher Haftung!).
Ein statisches Excel-Sheet kann nicht:
- Dich automatisch erinnern, wenn eine Risikoanalyse veraltet ist.
- Mitarbeiter werden automatisch zur Schulung eingeladen.
- Die Verknüpfung zwischen einem Asset, einem Risiko und einer Maßnahme live abbilden.
Wichtig: NIS2 verlangt von kritischen und wichtigen Entitäten die Implementierung zahlreicher ISO-ähnlicher Sicherheitskontrollen. Wer bereits ein funktionierendes ISMS nach ISO 27001 hat, ist der NIS2-Compliance einen massiven Schritt voraus.
Wer ISO 27001 und DSGVO heute noch manuell pflegt, ist nicht "Compliance Officer", sondern "Dokumentenverwalter". Deine Zeit ist zu wertvoll dafür.
Du hast keine Lust, hunderte Excel-Zeilen zu pflegen und manuell Paragraphen gegen ISO-Controls zu mappen? Musst du auch nicht.
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Fazit
Hör auf, ISO 27001 und DSGVO als Gegner zu sehen. Die DSGVO ist der Grund, warum du nachts wach liegst (Bußgelder, Gesetze). Die ISO 27001 ist das Mittel, damit du wieder ruhig schlafen kannst (Struktur, Sicherheit).
Zusammen bilden sie das Fundament für ein Unternehmen, dem Kunden vertrauen. Du musst das Rad nicht neu erfinden – du musst es nur einmal richtig zusammenbauen.
FAQ
Braucht man ISO 27001, um DSGVO-konform zu sein?
Nein, es ist keine rechtliche Pflicht. Aber ISO 27001 erleichtert die Umsetzung der TOMs erheblich und hilft beim Nachweis der Sicherheit der Verarbeitung (Rechenschaftspflicht).
Deckt ISO 27001 alle DSGVO-Pflichten ab?
Nein. Sie deckt vor allem die technischen und organisatorischen Sicherheitsmaßnahmen ab, nicht die rein rechtlichen Aspekte wie die Einhaltung von Betroffenenrechten oder die Einholung von Einwilligungen.
Ist ISO 27001 für KMU sinnvoll?
Ja. Besonders kleinere Unternehmen profitieren von klaren Prozessen, Risikobewertungen und strukturierten Sicherheitsmaßnahmen, da hier oft Ressourcen begrenzt sind und eine klare Struktur Zeit spart.
Überschneidet sich ISO 27001 mit NIS2?
Ja, sehr stark. NIS2 (Richtlinie zur Netzwerk- und Informationssicherheit) verlangt viele ISO-ähnliche Sicherheitskontrollen. Ein bestehendes ISMS ist die beste Basis, um die NIS2-Anforderungen zu erfüllen.
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Rechtsberatung dar. Die hier bereitgestellten Informationen können eine individuelle Rechtsberatung durch (je nach Anwendungsfall) einen Datenschutzbeauftragten oder Rechtsanwalt nicht ersetzen. Wir übernehmen keine Gewähr für die Aktualität, Vollständigkeit und Richtigkeit der bereitgestellten Informationen. Jegliche Handlungen, die auf Grundlage der in diesem Artikel enthaltenen Informationen vorgenommen werden, erfolgen auf eigenes Risiko. Wir empfehlen, bei rechtlichen Fragen oder Problemen stets (je nach Anwendungsfall) einen Datenschutzbeauftragten oder Rechtsanwalt zu konsultieren.



